Herr Pfennigs, was sind aus Ihrer Sicht die großen Herausforderungen der Wärmewende in Schleiden, der Hauptstadt des Nationalparks Eifel?
Die größte Herausforderung für die Stadt Schleiden ist sicherlich, dass es mal wieder ein Thema „on top“ ist, das die Verwaltung stemmen soll. Nach Brandserie, Coronapandemie und Hochwasserkatastrophe ist die städtische Verwaltung, auch aufgrund immer neuer Aufgaben die uns „von oben“ übertragen werden – wie beispielsweise die kommunalen Wärmeplanung –, massiv überlastet. Nur mit eigenen Kräften wäre es uns nicht möglich das Thema umzusetzen, weswegen wir sehr froh sind, dass wir mit e-regio einen professionellen und erfahrenen Partner an unserer Seite haben. Hinzu kommt, dass viele der für eine solche Planung benötigten Informationen der Verwaltung nicht vorliegen und daher zunächst beschafft werden müssen. Gemeinsam bekommen wir das aber hin!
Sie haben sich bereits frühzeitig für die kommunale Wärmeplanung entschieden. Warum war und ist das für die Menschen in Schleiden wichtig?
Ursprünglich sind wir davon ausgegangen, dass die kommunale Wärmeplanung nur seitens Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern verpflichtend anzugehen ist. Daher hatten wir damit gerechnet, dass dieser Kelch zunächst an uns vorüber geht. Nachdem aber durch die Bundespolitik pauschal verkündet wurde, dass sich die Bürgerinnen und Bürger mit Fragen rund um die Wärmeplanung an ihre Kommune wenden können und sich die Gesetzgebung auch in Richtung allgemeine kommunale Pflicht verschob, war es mir persönlich wichtig, schnell Antworten auf die Fragen der Menschen zu bekommen. Die Art und Weise der Berliner Kommunikation war zwar mal wieder keine gute, aber dafür können die Bürgerinnen und Bürger nichts, die, um Planungssicherheit zu haben, Antworten auf ihre Fragen benötigen.
Die kommunale Wärmeplanung widmet sich der strategischen Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur effizienten und nachhaltigen Wärmeversorgung in der Stadt Schleiden. Sie umfasst die Analyse des vorhandenen Wärmebedarfs, die Identifizierung von Potenzialen für erneuerbare Energien und Energieeffizienzmaßnahmen sowie die Entwicklung konkreter Handlungsempfehlungen. Die Wärmeplanung bietet Privathaushalten und Wirtschaftsunternehmen dadurch eine Orientierung hinsichtlich möglicher zukünftiger Heizenergieträger und Versorgungssysteme.
Wie kann die Stadt Schleiden ihre Bürgerinnen und Bürger konkret bei der Wärmewende unterstützen?
Die kommunale Wärmeplanung soll den Bürgerinnen und Bürgern aufzeigen, mit welchen Energieträgern und welcher Versorgung in Zukunft an welcher Stelle vor Ort zu rechnen ist, und es ihnen so leichter machen, sich für eine geeignete Heizoption zu entscheiden. Auf der eigens eingerichteten Webseite schleiden.deine-waermewende.de geben wir daher einen Überblick über die grundlegenden Aspekte der kommunalen Wärmeplanung und beantworten beispielhaft die am häufigsten gestellten Fragen. Für weitere Informationen stehen auch die Mitarbeiter von Stadtentwicklung und Tiefbau der Stadt Schleiden bereit.
Sollten die Kommunen in unserer Region sich bei der Wärmeplanung vernetzen und kooperieren? Warum wäre das sinnvoll und wünschenswert?
Von Anfang an habe ich im Kreis Euskirchen dafür geworben, dass benachbarte Kommunen, Kreise oder sogar ganze Regionen das Thema Wärmeplanung möglichst gemeinsam angehen sollen. In der Regel lassen sich so Personalressourcen und Kosten sparen und die Netze sind ohnehin miteinander verknüpft. Daher bin ich auch froh, dass e-regio nicht nur für die Stadt Schleiden sondern auch für andere, teils direkt benachbarte, Kommunen in diesem Bereich tätig ist.
Worin sehen Sie bei der Wärmewende Synergien und Gemeinsamkeiten mit den Nachbarkommunen in der Region?
Wir teilen uns alle dieselben Netze, und es kann und darf für die Bürgerinnen und Bürger benachbarter Ortschaften eigentlich keine Vor- oder Nachteile bei diesem Thema geben, nur weil sie – vielleicht sogar nur knapp – jenseits einer kommunalen Hoheitsgrenze liegen.
Meiner Meinung nach ist die kommunale Wärmeplanung ein klassisches Thema, bei dem das Miteinander für die Menschen im Vordergrund stehen muss und es nicht um die „kommunalen Kirchtürme“ gehen darf. Wärme-, Wasser- und Energieversorgung gehören zu den Grundbedürfnissen und sollten deutschlandweit möglichst strategisch geplant und optimal aufgestellt sein!